Die Entscheidung ist getroffen und damit beginnt auch die Vorbereitungsphase. Doch wo anfangen? Der Berg an Erledigungen, offenen Fragen, Papierkram und Organisation erscheint unüberwindbar. Also lautet die Devise: Eins nach dem anderen angehen.
Zuerst haben wir die Familie informiert. Die Reaktionen reichten von schockiertem Schweigen, ersten Tränchen und Bedauern bis hin zu „wir nehmen Urlaub und helfen euch beim Umzug“ und dem Kauf von schwedischen Sprachführern. Kurz nach dem „großen Knall“ hatte mein Geburtstagspaket sogar eine Schweden-Thematik, was mich zum Schmunzeln gebracht und gerührt hat.
Unsere Gründe sind sehr vielfältig und die Menschen, die uns kennen, haben uns auf diesem Weg nun schon länger begleitet. Sie verstehen diesen Schritt noch mehr.
Nach der Familie kamen die Freunde und Bekannten, manchmal sogar Fremde, bei denen es sich im Gespräch einfach so ergeben hat, über unsere Pläne zu sprechen.
All den Reaktionen ist eins gemein, was uns sehr gerührt hat: Verständnis, Respekt und Zuneigung. Wir haben mit viel mehr Skepsis oder sogar Anfeindungen gerechnet. Dann gegenteilig so viel Zuspruch und Mut gemacht zu bekommen, bestärkt uns in der Entscheidung.
Ah, Kündigungsgespräche. Das ist nie eine leichte Aufgabe. Andererseits ist es natürlich auch immer ein gutes Zeichen, wenn einem Dinge schwer fallen. Ja, es gab etwas zu verlieren. Ja, wir hängen an den Menschen, mit denen wir auch durch die Arbeit verbunden sind. Und nein, es ist keine leichte Entscheidung, die wir da gerade treffen.
Es gab noch ein paar Gespräche über die zurückliegende Zeit. Mal mehr und mal weniger als erwartet, mal mehr und mal weniger offen.
Hätten wir gewusst, dass wir nur zwei Jahre in dem Haus wohnen würden, hätten wir es dann gekauft? Wahrscheinlich nicht. Gerade am Hauskauf merkt man: Wir wollten eigentlich bleiben. Zur emotionalen Seite dieser Entscheidung an anderer Stelle mehr.
Auf der rationalen Seite steht nun die Organisation des Hausverkaufs. Interessenten gab es einige, sogar ohne dass wir ein Inserat geschaltet hätten. Wir haben unsere „Wunsch-Käufer“ schnell gefunden, die sich genau so in das Haus verliebt haben wie wir vor etwas mehr als zwei Jahren.
Nun steht ein Schuldnerwechsel an. Das heißt, die Käufer übernehmen unseren Kredit, da dieser an das Haus und nicht nur an uns als Person gebunden ist. Somit umgehen wir hohe Vorfälligkeitsentschädigungen und die Käufer haben den Vorteil einer Finanzierung mit sehr guten Konditionen. Zwei Jahre später sieht die Welt nämlich schon etwas anders aus, was die Darlehenskonditionen angeht…
Momentan (Mitte März 2022) bangen wir sehr darum, dass es mit der Bonitätsprüfung reibungslos über die Bühne geht und wir schnell einen Notartermin machen können. Zeit ist ein riesiger Faktor, da wir vermeiden wollen, mit den beiden Kleinkindern die lange Fahrt auf uns zu nehmen, nur um einen Notartermin wahrzunehmen. Hinzu kommt, dass die Käufer natürlich auch gerne schnellstmöglich einziehen wollen. Also heißt es: Banken immer wieder anrufen und Daumen drücken.
In Schweden gibt es die so genannte Personennummer, die die Voraussetzung für fast alles ist. Vom simplen Handyvertrag bis zur Eröffnung eines Bankkontos – für all das benötigen wir die Personennummer. Den Antrag haben wir online ausgefüllt und mussten ihn persönlich einreichen, was auch ein Grund für unseren Wochenendtrip in die neue Heimat war.
Neben dem Papierkram rund um Versicherungen, Kindergeld, Elternzeit, Elterngeld, Anmeldungen, Abmeldungen, Kündigungen, Verträgen und vielem mehr kommt natürlich noch Franz‘ größter Bauchschmerz dazu: Der Umzug!
Nach einigem Hin und Her ist uns schnell klar geworden: Wir können nicht viel mitnehmen, weil sonst die Umzugskosten exorbitant hoch sind. Also heißt es seit einiger Zeit für uns: Reduzieren, verkaufen, verschenken. EBay Kleinanzeigen ist unser bester Freund. Wir müssen all das, was wir mitnehmen wollen, in einen 7,5-Tonner und 2 PKW hineinbekommen. Und natürlich darf auch so ein 7,5-Tonner nicht zu schwer sein, gerade wenn es über Ländergrenzen hinweggeht und es Zollfragen gibt. (Falls ihr übrigens eine Empfehlung für einen Umzug nach und aus Heide braucht, schreibt uns einfach, wir hätten da jemanden…)
Bei manchen Dingen fällt es überraschend schwer, sich davon zu trennen (zum Beispiel unsere Fahrräder). Bei anderen ist es überraschend befreiend, weniger zu haben (zum Beispiel Anziehsachen, mit denen man eigentlich Erinnerungen verbindet, die aber ehrlicherweise doch eher nicht mehr passen werden). Dorle ist in ihren paar Lebenswochen schon das ein oder andere Mal in Begleitung von Kleidersäcken unterwegs gewesen…
Uns wurde bereits mehrfach berichtet, dass es in unserem neuen Wohnort ganze drei Second-Hand-Läden mit Möbeln und allem Möglichen gibt. Also ist auch die Neuanschaffung vor Ort erst einmal gesichert. Und den ein oder anderen Trip zu IKEA werden wir wohl auch unternehmen.
Auf andere Weise tröstend sind da auch Worte aus Matthäus 6:
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“
Wenn manchmal ein bisschen materieller Abschiedsschmerz auftritt, dann tut der Gedanken auch irgendwie gut, dass der Neuanfang in einem neuen Land auch mit weniger Ballast und eben neuen Dingen stattfindet. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.
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