Wo sollen wir wohnen?
Gerade mit einem Baby und einem Kleinkind ist die Wohnfrage nicht unerheblich. Es sollte nicht zu weit weg von der Arbeitsstelle, warm, groß genug und nicht zu teuer sein. Wie heißt es noch so schön – Eier legende Wollmilchsau?
Bei Franz‘ Vorstellung wurde uns von einer lieben Frau aus der Gemeinde eine Wohnung gezeigt, die wir hätten mieten können. Ja, sie hat auf die Schnelle die Schlüssel vom Vermieter organisiert, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Und nebenbei hat sie uns auch ihre Wohnung gezeigt. Sie brachte uns eine unglaubliche Offenheit und Freundlichkeit entgegen und sagte uns, dass sie sich vorgestellt hat, dass die Wohnungsfrage für uns bestimmt wichtig wäre. So viel Empathie und so ein Gefühl vom Willkommen-Sein tat uns sehr gut.
3 von 4 Kriterien waren bei dieser Wohnung in Tranemo erfüllt, aber die Größe… Wir dachten noch lange darauf herum und fragten uns, wo dann beispielsweise die ganzen Kindersachen gelagert werden könnten. Oder ob wir erst einmal als Übergang dort wohnen und später dann etwas anderes suchen würden. Oder ob wir einen „Umzug auf Raten“ machen, also nur mit dem Nötigsten hin und danach noch einen zweiten Umzug an einen anderen Ort – Fragen über Fragen. Neben der Hausverkauf-Thematik bereitete mir die Wohnungsfrage am meisten Bauchschmerzen.
Im Internet fanden wir dann ein Haus zur Miete, das bezahlbar war und mit dem Auto circa 8 Minuten entfernt. Bloß ungesehen zu mieten, ist das eine gute Idee, gerade in einem anderen Land? Also hieß es:
Hin und zurück an einem Tag!
Ab ins Auto und auf nach Schweden. So eine lange Fahrt mit den kleinen Mäusen wäre eine schlechte Idee gewesen, deshalb entschloss ich mich kurzerhand dazu, dass ich mir das Haus einfach anschaue, um nicht die „Katze im Sack“ zu kaufen. Franz ist bei Emma und Dorle geblieben.
Um 4 Uhr ging es los. Beim Einfahren in unseren baldigen neuen Wohnort Limmared stand ein Regenbogen am Himmel. Wenn das mal kein Hoffnungszeichen war… Um 12:30 Uhr stand ich dann vor dem Haus. Das Pärchen, das dort noch mit zwei kleinen Kindern wohnte, zeigte uns das gesamte Haus, inklusive der Kleiderschränke von innen. So viel noch einmal zum Thema Offenheit. Tipps zu Fahrradwegen, Kindergärten, Spielplätzen und Wäldern zum Beeren pflücken durften natürlich auch nicht fehlen.
Ich war sehr angetan von dem Haus, ließ mir das Heizsystem erklären (es ist eine Wärmepumpe, die mit Strom betrieben wird und durch den Boden im Garten verläuft), die Vermieterin und ich sprachen über Nebenkosten, Versicherungen und eigentlich war sehr schnell klar, dass wir uns einig werden. Gesagt, getan. Ich unterschrieb an Ort und Stelle den Mietvertrag und wir machten aus, dass wir ihn zerreißen würden, falls es aus irgendeinem Grund doch nicht klappen sollte. Das gute Gefühl beruhte glaube ich auf Gegenseitigkeit, weil die Vermieterin auf die Kaution verzichtet hat. Nach unserem Besuch haben wir noch ein paar Mal geschrieben und sie war sehr hilfsbereit. Eine kleine Hürde ist die so genannte „Personennummer“, die man in Schweden für alle Arten von Verträgen o.ä. benötigt. Ohne die können wir kein Konto eröffnen oder keinen Handyvertrag abschließen. Also werden wir ihr die Miete und Nebenkosten zunächst bar zahlen.
Nebenbei erwähnt sprechen die Schweden sehr gut Englisch. Ich war und bin immer wieder überrascht davon. So war es eine Leichtigkeit, die Fragen rund ums Haus zu klären.
Mit dem guten Gefühl vom neuen Zuhause im Gepäck ging es weiter nach Tranemo. Dort hat die Frau aus der Gemeinde, die uns die Wohnung gezeigt hatte, Mittagessen vorbereitet. Als Überraschung war eine ehemalige Deutschlehrerin zu Besuch! Wir sprachen manchmal Deutsch und manchmal Schwedisch, ich gab mein Bestes mit den App-Kenntnissen und war euphorisiert, wie gut es schon funktionierte. Es war sehr schwierig, sich aus dieser herzlichen Gesellschaft loszureißen, aber der Heimweg stand an und es wurde immer später…
Ein herrlicher Sonnenuntergang, wunderschöne Seen und Wälder und sogar ein paar Rentiere komplettierten den euphorisierenden Tag und sorgten für eine große Portion Vorfreude auf unser baldiges neues Zuhause. So ging auch die Fahrt schnell vorüber und um Mitternacht konnte ich Franz alles erzählen.

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