Nun ging es richtig los. Nachdem wir zwei Wochen Zeit hatten, um uns unserem Haus, der Umgebung und den ganzen administrativen Dingen zu widmen, startete mit Beginn des Mai die Arbeit für mich. Die anderen Dinge waren und sind keinesfalls abgeschlossen, sondern müssen vielmehr jetzt neben dem beruflichen Alltag mitgemacht werden. Davon wird Steffi in einem kommenden Beitrag nochmal näher berichten.
Der Grund, weshalb wir hier in Tranemo bzw. Limmared gelandet sind, ist ja, dass ich hier die Zusage für eine Organistenstelle in der Gemeinde Tranemo bekommen habe. Neben der Hauptkirche in Tranemo gehören noch drei kleine Dörfer dazu: Mossebo, Ambjörnap und Sjötofta. In allen Orten stehen wunderbare, schöne Kirchen mit erstaunlicherweise echt schönen Orgeln. Hervorzuheben ist hier wirklich, dass alle Kirchengebäude mitsamt Einrichtung und vor allem den Orgeln in einem unglaublich guten und gepflegten Zustand sind. Das ist gerade auf Grund des hohen Alters der Gebäude wirklich erstaunlich und kaum zu vergleichen mit deutschen Kirchengebäuden.
Auch die Gebäude an sich und deren Einrichtung ist sehr gepflegt, ordentlich und technisch voll ausgestattet. Hier einmal ein Eindruck des Gemeindehauses in Tranemo. Emma hatte besonders Gefallen am Kinderraum.
Ebenso erstaunlich ist, dass es in allen Kirchen einzigartige Orgeln gibt, die man so nicht erwartet hätte. Die Orgeln in Tranemo hatte ich bereits bei meiner Vorstellung gesehen und gespielt, die anderen Orgeln in den Dörfern konnte ich jetzt in den letzten zwei Wochen kennenlernen. Es ist wirklich ein großer Segen, dass ich nun wieder hauptberuflich an hochwertigen Instrumenten spielen darf. Vor allem die Hauptorgel in Tranemo bietet endlich wieder die Möglichkeit, Literaturstücke mit viel mehr Registriermöglichkeiten darstellen zu können. Das klingt gut und macht auch gleichzeitig viel mehr Spaß zu spielen. Dann steht in Tranemo unten neben dem Altarraum eine wirklich toll klingende Chororgel, die es mit Leichtigkeit vermag, auch den Raum klanglich auszufüllen und eine Gemeinde in einem voll besetzten Kirchraum begleiten zu können. Welch eine Freude, diese Vielseitigkeit an Instrumentarium in einer Kirche zu haben. Ganz nebenbei steht gleich daneben noch ein Steinway-Flügel.
Die anderen Kirchen bieten noch eine kleine, aber sehr feine romantische Orgel (Sjötofta) an und einen barocken Nachbau in Mossebo, der hinter dem originalen Barockprospekt steht und sich auch wirklich hören lassen kann. In Ambjörnap steht eine sehr solide und hochwertige „Universalorgel“, an der es auch Freude macht, zu spielen. Somit habe ich wirklich vielfältige Möglichkeiten.
Die ersten beiden Arbeitswochen verliefen sehr gut. Ich habe keinen Druck, da meine ersten „echten“ Amtshandlungen erst in der kommenden Woche beginnen. Ich starte dann mit einer Beerdigung und am Sonntag, 22.05., mit einem Konfirmationsgottesdienst und einer „normalen“ Messe.
Spannend ist auf jeden Fall, dass sich der Gottesdienstablauf und auch das Verständnis insgesamt deutlich von der deutschen protestantischen Kirche unterscheidet. Hier in Schweden feiert man so gut wie immer Messe oder Hochmesse. Ausnahmsweise gibt es auch mal einen Gottesdienst, aber der Normalfall ist die Messe, in der das Abendmahl ein wesentlicher Teil ist. Die Pastoren hier heißen Priester und haben eine ganz andere Gewandung als in Deutschland. Hier ist es zum Teil sehr vielschichtig und wechselt auch von Kirchenjahreszeit oder Anlass. Außerdem gibt es hier auch Diakone, die quasi assistierend dem Priester bei der Messe beiwohnen oder aber auch einen eigenen Gottesdienst halten dürfen, allerdings mit weniger Befugnissen als die Priester. Also man sieht, es ist für deutsche Verhältnisse doch sehr katholisch, was mir überhaupt nicht widerstrebt, sondern in erster Linie den Eindruck vermittelt, dass der Gottesdienst bzw. die Messe als etwas sehr Wichtiges angesehen wird.
Ich als Organist muss mich auch umstellen, da zum einen die liturgischen Gesänge natürlich völlig anders sind und dann auch noch sehr häufig variieren können. Außerdem begleiten die schwedischen Kirchenmusikkollegen hier doch deutlich anders, als ich es meiner Tätigkeit aus Deutschland gewohnt bin. Also mal sehen, wie sich die beiden Seiten da eventuell etwas befruchten können.
Die Hauptaufgabe in den letzten zwei Wochen war für mich, dass ich die Kollegen aus den anderen Bereichen kennenlerne, dass ich die Liturgie erlerne und für mich passend einrichte, dass ich mit Kollegen und anderen wichtigen Partnern wie Bestattern Kontakt aufnehme und versuche, deren Mails zu lesen und dann auch darauf zu antworten. Letzteres kann unter Umständen noch sehr lange dauern, da meine Erfahrungen im schwedisch-Mails-schreiben doch bis vor zwei Wochen sehr gering waren.
Die anderen Mitarbeiter und Gemeindemitglieder sind wirklich total nett und hilfsbereit. Wir merken, dass sie sich sehr freuen, dass wir hier sind. Sie geben sich sehr große Mühe, so mit mir und uns zu reden, dass wir sie verstehen können und versuchen dann auch wiederum, unser Schwedisch zu verstehen. Das ist bestimmt oft ein ganz schönes Durcheinander, aber sie lassen sich nichts anmerken.
In den Videos kann man in drei der 5 Orgeln einmal reinhören. Zwischendurch machen Emma oder Dorle mal auf sich aufmerksam, aber ich denke, das tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Eher im Gegenteil, schließlich sind wir als ganze Familie hier und tragen dieses Abenteuer gemeinsam.
11 Kommentare
Wigger;Eva-Maria · 15. Mai 2022 um 17:30
Hallo ihr 4, ich,lese gerne den Bericht von Steffi und nun endlich mal ein tolles Kompliment der Berichterstattung. Ich freue Micha. Euch, dass ihr euch für diese kurze Zeit schon gut eingelebt habt. Hier hat sich einiges geändert, da kann man denken was man will. Auf jeden Fall ganz, ganz liebe Grüße vom Seniorenchor der keine Stimme verloren hat im Gegensatz zur Kantorei. Nun wünsche ich euch weiterhin Glück,Zufriedenheit und Gottes Segen. Bleibt gesund und behütet eure Eva-Maria
Steffi Spenn · 16. Mai 2022 um 22:45
Vielen Dank, liebe Eva. Das freut uns ja, dass es dir gefällt.
Liebe Grüße an alle, die du siehst!
Ekkehard & Anja · 19. Juni 2022 um 21:47
Lieber Franz mit Familie,
erinnerst du dich noch an Schönborn?
Ja, wir sind auf Eure Seite hier gestoßen und sind beeindruckt von dem was ihr schreibt, von den Kirchen und den Orgeln und von eurem Mut, euch auf was ganz neues einzulassen. Möge eure Zeit in Schweden gesegnet sein.
Seid herzlich gegrüßt von Anja und Ekkehard aus Dresden/Schönborn
Franz Spenn · 20. Juni 2022 um 13:08
Hey na das ist ja eine Überraschung!
Natürlich erinnere ich mich noch an Schönborn!
Das war eine schöne Zeit!!
Danke für die Wünsche für Schweden. Es ist tatsächlich eine aufregende Zeit.
Viele Grüße an alle bekannten Sänger im Chor in Schönborn!
Läuft das alles noch nach wie vor?
Eva Dirschauer · 19. Mai 2022 um 18:41
Liebe Familie Spenn, ich meine, das ist genau die Gemeinde, die zu Ihnen passt. Nicht nur die wunderschön klingenden Orgeln, sonders auch die gemütlichen, liebevoll gepflegten Kirchenräume, dazu die herzlichen Schweden und die Messen als Mittelpunkt des Gemeindelebens. Da gehören Sie hin. Ich freue mich für Sie.
Liebe Grüße
Monika Kloos · 23. Mai 2022 um 12:34
Liebe Familie Spenn, mit großer Freude habe ich alle Berichte der verschiedenen Kategorien gelesen, alles sehr spannend. Diese Sache mit der PN finde ich ausgesprochen gut, in Frankreich gibt es dieses System auch. Sollte bei uns auch eingeführt werden, unsere Bürokratie könnte dadurch sehr viel schlanker gestaltet werden.
Meine Tochter hatte auch Pseudo Krupp, es verwächst sich tatsächlich wenn die Kinder älter werden.
Von den Orgeln und den Kirchen bin ich sehr angetan. Die Entscheidung nach Schweden zu gehen, war wohl richtig, obwohl ich Sie vermisse.
Liebe Grüße
Ich hatte einen Zeitungsbericht an Sie, Herr Spenn, geschickt an die Whatts App Adresse. Ist die noch existent? In dem Bericht ging es um die St. Jürgen Kirche und die Orgel.
Steffi Spenn · 23. Mai 2022 um 22:01
Liebe Frau Kloos,
das freut uns ja, dass es Ihnen gefällt. Sie haben wahrscheinlich die Dienstnummer meines Mannes, die ist jetzt in „anderen Händen“. Ich schicke Ihnen mal die anderen Kontaktdaten per Mail.
Liebe Grüße nach Heide!
Dr. Kaden · 30. Mai 2022 um 22:20
Liebe Familie Spenn,
Es ist schön, dass Sie diesen Blog eingerichtet haben und ihn mit soviel bereichernden Dingen und Erfahrungen füllen. Charlotte und Helene vermissen Sie im Kinderchor sehr, auch wenn der Nachfolger auch sehr nett ist. Herzliche Grüße von uns, Familie Kaden
Franz Spenn · 31. Mai 2022 um 14:50
Liebe Familie Kaden,
Das ist sehr schön, von Ihnen zu hören.
Ja, unser Leben hier ist sehr spannend gerade. Umso schöner, wenn wir das mit anderen Leuten teilen können.
Sagen Sie den beiden mal einen lieben Gruß! Ich vermisse das Singen mit den Kindern auch, es war eine schöne Zeit!
Viele Grüße!
Franz Spenn
Udo Lange · 17. Juni 2022 um 00:17
Liebe Spenns,
welch ein Einstand für euch !!! Nicht nur dass ihr aufgenommen wurdet wie man es sich nur wünschen kann, auch die unglaublichen Hilfen, die ihr bekommt.
Orgeln die spielen und in einer Art und Weise, wie ich es hier sehr vermisse !!! Franz, welch ein Gewinn für Dich und Deinem Können. Es macht mich auch sehr traurig, weil ich Deinem Spiel sehr gerne zugehört habe und es hier nicht mehr gibt.
Für Deine Arbeit und euer Einleben kann ich nur das Allerbeste wünschen.
Seid herzlich gegrüßt
Udo Lange
Steffi Spenn · 17. Juni 2022 um 12:42
Lieber Udo,
vielen Dank, dass du so Anteil nimmst. Wir freuen uns wirklich sehr, dass Franz jetzt an den Orgeln so richtig loslegen kann. Jetzt fehlt nur noch ein Chor, aber alles nach und nach.
Liebe Grüße in den „Süden“!