Normalerweise schreibt Steffi die Texte hier. Ich habe bisher nur wenig hier geschrieben, ich glaube, es waren zwei Einträge. Nun ist es mir aber schon seit vielen Tagen ein Bedürfnis, etwas zu schreiben, denn es jährt sich gerade unsere sehr entscheidende Urlaubsreise nach Schweden im Januar 2022. Steffi hatte über diese Fahrt in einem der ersten Blogeinträge berichtet. Wir hatten neben einem kleinen Urlaub in der gemeinsamen Elternzeit auch Vorstellungsgespräche bei zwei Kirchengemeinden in Schweden vereinbart. Und nun heute beziehungsweise morgen genau vor einem Jahr waren wir in Tranemo. Ich habe (leider) ein ziemlich genaues Gedächtnis für Daten, Uhrzeiten und allerlei andere teils unnütze Dinge. Deshalb wusste ich auch noch eine genaue Uhrzeit, zu der wir hier verabredet waren. Und als wir heute Vormittag mit dem Auto nach Tranemo fuhren, um trainieren zu gehen, war es gerade 10.45 Uhr und wir fuhren in Tranemo rein und ich war ziemlich aufgeregt, weil es genau die gleiche Straße zur gleichen Uhrzeit vor einem Jahr war, auf der wir fuhren. Wir hatten um 11 Uhr das Treffen in der Kirche, bei der ich mich – nach einem digitalen Bewerbungsgespräch zwei Tage zuvor – musikalisch und persönlich vorstellte und mir andersherum auch ein Bild von der Kirche, den Menschen und den Bedingungen vor Ort machen konnte.

Bewerbungstag

In der vergangenen Woche erlebte ich diese Zeit von vor einem Jahr noch einmal ziemlich deutlich nach. Ich spüre die Aufregung, die Unsicherheit, die Freude aber auch eventuelle Trauer über einen Wegzug. Das waren emotional völlig aufreibende Zeiten. Und ich kann es jetzt aus einer Perspektive der Bestätigung ganz befreit und gelöst nachempfinden. Ich fühle mich hier sehr wohl, bin unglaublich dankbar für alles, was hier bisher passiert ist, welche Menschen ich treffen durfte und wie die Perspektiven momentan aussehen.

Des Weiteren bin ich unglaublich dankbar und stolz auf meine Familie. Wie wir das alles gestemmt und durchgestanden haben, ist wirklich ein riesiger Kraftakt und nicht selbstverständlich gewesen. Wir hatten in Deutschland eine schwere Phase, die Zeit der Entscheidung und des Aufbruchs, der Erklärungen und Missverständnisse, der zum Teil auch menschlichen Enttäuschungen und dann der Umzug und die ersten Tage und Wochen hier in Schweden. Ich selbst hatte viele Unsicherheiten, Bedenken und Skepsis.
Gleichzeitig aber auch eine Vorfreude auf das, was eventuell kommen wird. 

Ich habe mir sehr viele Sorgen um unsere Kinder gemacht, vor allem um Emma, die
alles schon bewusst mitbekommen hatte und für die der Anfang hier auch nicht leicht war. Ich bin aber unglaublich stolz auf sie. Sie hat alles so super mitgemacht, ist meistens so herrlich kindlich fröhlich, was einen oft wieder
erden kann, wenn man die Orientierung verloren hat. Sie spricht mittlerweile
schon sehr viel Schwedisch, telefoniert mit ihren imaginären Freunden auf Schwedisch, hat keinerlei Scheu mehr, auf schwedische Leute zuzugehen oder sich mit ihnen zu unterhalten. 

Emma ist angekommen

Natürlich hatten wir auch schwere Phasen und haben sie immer noch. Da sind auf der einen Seite Krankheiten der Kinder und bei uns, die uns zu schaffen machen. Da sind Erlebnisse, Unsicherheiten, Rückschläge und Enttäuschungen, die es uns nicht gut gehen lassen. Aber irgendwie fühlt es sich im Großen und Ganzen momentan sehr gut und richtig an.

Mit all diesen Erfahrungen und Gedanken sehe ich uns jetzt in der letzten Woche in meiner Erinnerung von vor einem Jahr durch Schweden fahren und noch nicht wissen, wie es ein Jahr später aussieht. Ich erlebe diese Gefühle wieder, kann sie jetzt aber natürlich mit dem Wissen von einem erlebten Jahr total gut einordnen und nachvollziehen. Mir tut es gut, sich jetzt auf diese Gefühle einzulassen und es nachzuempfinden. Ich habe es hier auch den Leuten, die damals hier mit dabei waren, schon erzählt, dass gerade ein wichtiger Jahrestag ist und wir haben uns alle miteinander gefreut und gemerkt, dass es alles sehr richtig und gut ist, was sich aus dem Treffen von vor einem Jahr entwickelt hat.


2 Kommentare

Mariana · 15. Januar 2023 um 10:36

Franz ich kann total nachvollziehen wie schwierig es für dich war. Zum Glück hast du eine tolle Frau die immer an deiner Seite steht und dich bei allen unterstützt.
Ich habe deinen Beitrag mit Freude und Dankbarkeit gelesen! Ihr seid unglaublich lieb und gute Menschen mit viel Mitgefühl für alle! Ich wünsche euch nur das beste und das Schweden jedes Jahr für euch besser wird!
Liebe Grüße ❤️

    Steffi Spenn · 17. Januar 2023 um 22:14

    Obrigada! A gente tá te esperando aqui para vocês conhecerem a nossa nova terra 🥰
    Muitas saudades!

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