Ausflug an den See

Wir haben eine ziemlich schlechte Phase hinter uns. In den letzten Wochen jagte eine Herausforderung die nächste. Wir haben gemerkt, dass wir die letzten Wochen und Monate „durchgepowert“ haben. Kommt dann fehlender Ausgleich, knappe Zeit und Krankheit dazu, kann es schon einmal knallen. 

Also haben wir uns viel damit beschäftigt, mehr auf unser Wohlbefinden acht zu geben und nicht nur die ganze Zeit zu „funktionieren“. 

Dabei hilft uns die wunderbare Natur und der Fakt, dass genau zur richtigen Zeit sogar das Wetter mitgespielt hat und wir viel draußen waren.

Wunderschöne Farben in der Natur
Emma liebt den See

Erst waren wir beide krank. Anschließend fing es an, Franz psychisch sehr schlecht zu gehen. Dann kam noch ein Knall. Mich hat es leider wieder erwischt. Ich habe Emma in den Kindersitz gesetzt und einen unangenehmen Schmerz im Rücken bemerkt. Erster Gedanken: „Nein, das kann jetzt nicht sein, das geht jetzt einfach nicht. Ich muss jetzt stark sein. Ich ignoriere das jetzt einfach mal.“ Wir waren gerade auf dem Weg in ein Café, um ein Geburtstagsständchen für eine Frau zu singen. Angekommen bin ich dort allerdings nicht. Mitten in Tranemo bin ich auf der Straße zusammengebrochen, weil mein Rücken so gekrampft hat, dass ich nicht mehr stehen konnte. Erst ging es nur auf allen Vieren auf dem eiskalten Boden. Franz ist mit den Kindern zur Poliklinik gefahren, die nur ein paar Hundert Meter entfernt war. Es kamen sofort sehr viele Menschen zur Hilfe, die mein Schreien bemerkt haben und erst dachten, ich bekäme ein Kind. Franz kam mit einem Arzt und einer Krankenschwester zurück, die mir Spritzen und alles Mögliche gaben, um mich zu mobiliseren und ins Warme zu bringen. Leider vergeblich. Letztlich bleib nichts anderes übrig, als einen Krankenwagen zu rufen. Das ganze Hin und Her hat eineinhalb Stunden gedauert, es hat in der Zwischzeit geregnet und war bitterkalt – ein absoluter Alptraum. 

Extrem rührend war aber, wie hilfsbereit alle Menschen waren. Eine Anwohnerin hat mir eine Matratze hingelegt, auf die ich dann gefallen bin. Der Inhaber der Pizzeria, vor der das Ganze passierte, brachte mir Decken, einen Sonnenschirm gegen den Regen und ein warmes Handtuch für den Rücken. Der Arzt war trotz seines Feierabends die ganze Zeit dabei, bis ich in den Krankenwagen geladen wurde. Der Pizzamann hat Franz, Emma und Dorle Pizza und Pommes gemacht. Eine Frau hat der armen, verstörten Emma zwei Kuscheltiere gebracht. 

Letztlich landete ich im Krankenhaus und war dort in guten Händen, wurde ziemlich vollgedröhnt und mehrfach untersucht. Genau ist nicht klar, was es war – wahrscheinlich ein Bandscheibenvorfall; vielleicht aber auch „nur“ ein Hexenschuss. Wie dem auch sei. Ich war 2 Nächte dort und konnte dann auch wieder gehen, sollte aber längere Zeit auf keinen Fall heben. Oha. Und das mit zwei kleinen Kindern.

Wir haben ziemlich Sorge gehabt, wie das wohl werden würde. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, warum das wieder passiert ist, da es mir eigentlich so gut ging und ich so gut trainiert habe. Letztlich hat sich unsere Pechsträhne aber gewendet und wir haben wirklich Engel geschickt bekommen. Die Tochter einer anderen deutschen Auswanderin, die wir persönlich noch gar nicht kannten, ist für eine Woche bei uns gewesen und hat uns bei allem geholfen. So konnte Franz wenigstens ein wenig arbeiten gehen und ich musste die Kinder nicht heben. Franz‘ Vater war ein Wochenende hier. Wir haben vor Ort so tolle Menschen, die uns unterstützt haben, mit auf die Kinder aufgepasst haben, uns bekocht haben. Freunde, die gerade selbst Zwillinge bekommen haben, haben uns fünf fertige Mahlzeiten gegeben. Wir sind so dankbar, wie viel Hilfe wir bekommen haben. 

Eine Frau aus der Gemeinde hat mir einen Tipp gegeben, zu einem „Naprapat“ zu gehen. Das ist eine Mischung aus Chiropraktiker, Orthopäde, Osteopath… Das war der beste Tipp überhaupt. Er hat mich eingerenkt und seit diesem Zeitpunkt hatte ich noch etwa 10 Prozent der Schmerzen und konnte die Schmerzmittel absetzen. Nach einer weiteren Behandlung bin ich jetzt sehr optimistisch, dass es schnell wieder besser wird. Mit dem Tragen war ich noch extrem vorsichtig und fange jetzt langsam wieder an, aber ansonsten ist alles wieder stabilisiert. 

Wir hatten noch Besuch von einem lieben Freund und es ist schön, unser neues Zuhause zeigen zu können und gute Gespräche zu führen. Morgen kommen Emmas ehemalige Erzieherinnen aus Heide, da freuen wir uns auch ganz besonders drauf!

Am letzten Wochenende konnte ich mit auf die Jagd gehen. Das war total spannend. Erfolgreich war es nicht, aber trotzdem eine super Erfahrung. Gejagt werden sollten bzw. konnten Elche, Hirsche und Wildschweine. Wir haben eine Spur von Elchen verfolgt, aber leider war es ein Kalb, was nicht geschossen wird. 

Elche werden im Herbst und Winter zur Jagd freigegeben, weil es so viele gibt und es zu viele werden würden. Dadurch entstehen zu große Schäden in den Wäldern und es kommt zu sehr vielen Unglücken im Straßenverkehr. Es gibt gewisse Kontingente, wie viele Elche gejagt werden dürfen und alles wird gemeldet. Wir waren in einem Team unterwegs mit Hunden und jeder hatte einen Hochsitz. Was für ein Abenteuer!

Trüber Wald
Auf Elchjagd

So, wie das Wetter momentan ist, sahen die letzten Wochen bei uns aus. Meist eher trüb und regnerisch. Ja, es ist abgedroschen, aber nach Regen kommt Sonnenschein. Nach so einer Talfahrt kommen die Lichtblicke, da können wir uns sicher sein. Franz geht es auch schon besser.

Auf jeden Fall sind wir sehr dankbar für die lieben Menschen, die viele Hilfe; für den Fakt, dass wir hier schon irgendwie „angekommen“ und eingebettet sind. Auch die Reaktionen von Franz‘ Arbeitgeber auf die gesamte Situation sind positiv. Die Offenheit, über psychische Belange reden zu können und das Verständnis für unsere schlechte Phase sind alles andere als selbstverständlich. Da kommt keinerlei Vorwurf oder Ausdruck von Erwartungshaltungen, sondern viel Mitgefühl und Sorge um uns als Menschen und Familie.

Die wilde Natur und Ruhe erinnert uns an diesen Weckruf, dass wir auf uns selbst und auf die Menschen um uns herum acht geben müssen. Für mehr Gottvertrauen und Gelassenheit; weniger Druck, Sorgen und Stress. 

Wunderbare Natur
Kategorien: Alltag in Schweden

3 Kommentare

Elke Hü. · 28. Oktober 2022 um 06:59

Liebe Steffie, wir wünschen euch alles Gute und viel Kraft diese etwas schwierige Zeit zu überstehen. Ich finde deinen Optimismus und Gottvertrauen bewundernswert. Es ist ja auch toll, wenn man so viele helfende Freunde und Bekannte hat.
Die Bilder zeigen eine herrliche Landschaft, nun Nebel gibt es auch im Lieblichen Tabertal jeden Morgen. Aber ab Mittag haben wir dann herrlichen Sonnenschein und es ist warm. Du siehst so kitschig ist der Spruch gar nicht.
Werdet wieder gesund und denkt dran, alles braucht seine Zeit. Liebe Grüße auch an Franz.
LG Elke

    Steffi Spenn · 29. Oktober 2022 um 09:23

    Danke für deine liebe Nachricht.
    Es gibt auch andere, nicht so optimistische Phasen. Aber wir arbeiten dran 😉
    Und du hast völlig recht. Alles braucht seine Zeit und darauf haben wir keinen Einfluss.
    Liebe Grüße in den sonnigen Süden!

Udo Lange · 8. Dezember 2022 um 21:45

Guten Tag, Ihr Lieben,
was sind denn das für Sachen? Ich hoffe, das alles wieder gut überstandenn und die Fitness zurückgekehrt ist, oder? Wenn nicht, allerbeste Genesungswünsche von uns !!! Schön, so viele helfende Hände an Eurer Seite zu wissen.
In welch einer tollen Landschaft ihr wohnt, unglaublich. Nein, wir sind übehaupt nicht neidisch !?!?
Uns geht es soweit gut, auch wenn das Novemberwetter ( grau in grau ) die Stimmung ein wenig senkt.
Am 18. Dezember habe ich das große Glück, das WO von Bach mitsingen zu können, worauf ich mich riesig freue. Es wird das letzte Konzert sein, dass ich singen werde, da meine Stimme seit dem letzten Komnzert mit Dir, Franz, eingerostet ist und nicht mehr so will ich ich. Sei es drum. Sofern die Witterungsverhältnisse so sind, dass ich hinfahren kann, singe ich mit. Hab emich schon hingesetzt und geübt, denn ich habe es nicht mehr so „drauf“ wie früher einmal. Gibt es bei Euch in der Kirche auch ein Weihnachtskonzert?
Wir wünschen Euch von Herzen alles denkbar Gute.

Herzliche Grüße Brigitte & Udo

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